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Mit dem Kajak unterwegs

Einsame und wilde Flüsse in der Baikalregion

von Sebastian Gründler www.sebastiangruendler.de

Für abenteuerlustige Wildwasserkanuten hat Sibirien und die Bailkalseeregion einiges zu bieten. Sind hier doch noch fast alle kleineren Flüsse gänzlich unverbaut und natürlich, jedoch oftmals auch schwer erreichbar und abseits jeglicher Zivilisation.

Beste Zeit
Der Baikalsee ist im Norden erst ab Anfang Juni eisfrei, beste Zeit für Flüsse in der nördlichen Region ist deshalb Mitte Juni bis Anfang August, der Tompuda erst mit dem Ende der Hauptschmelze (Mitte Juli). Die Flüsse im Sajangebirge sind vor allem regenabhängig, sie sollen vor allem im Juli und August laufen. Die Temperaturen können ob des kontinental geprägten Klimas bis auf über 40 Grad ansteigen. Im Gebirge ist es milder, nahe den Einstiegen ist nachts Frost möglich.

Literatur und Karten

"Rivers of an unknown land" von Vladimir Gavrilov (Laingsburg, 2004), zu beziehen bei www.borealpress.com, ist eine detaillierte Beschreibung des Kitoi und diverser anderer Flüsse der ehemaligen UDSSR, auf englisch.

Spezielle Wassersportkarten gibt es außer für den Irkut bisher nicht, weshalb man auf russische Übersichtskarten zurück greifen muss (Maßstab meist nur 1:200 000), siehe shop.baikalplan.de

In ganz entlegenen Regionen helfen nur die Tactical Pilotage Charts (TCP) im Maßstab 1:500000, erhältlich z.B. beim Expeditionsausrüster "Därr" in München (TCP E-8A, TCP E-7B, TCP E-7C). Dort aufpassen bei Straßen und Brücken, deren Existenz bisweilen nicht gesichert ist.

Tools
Neben der Standardsicherheitsausrüstung für Paddler empfehlen sich Satellitentelefon, GPS und ein gut sortierter Erste-Hilfe-Koffer. Bären soll neben Feuer angeblich auch Pfefferspray abwehren, glücklicherweise kamen wir nie in die Lage, diese These verifizieren zu müssen. Ortlieb-Trockenbeutel und Pelicase halten die Ausrüstung trocken. Sehr gute Dienste erwiesen uns die in Alu verschweißten Beutel mit Trockennahrung (Simpert Reiter), die auch ohne Wasserschutz in jeden freien Raum in den Booten gesteckt werden konnten. Zur Reinigung des Trinkwassers hatten wir Katadyn-Wasserfilter dabei.

Als eingeschränktes Expeditionskajak war unsere Wahl des Eskimo "Speedo" perfekt. Wer länger als acht Tage am Stück unterwegs sein will, braucht allerdings mehr Volumen. Hauptaugenmerk bei der Wahl von Zelten (Hilleberg), Isomatten (Therm-A-Rest) und der Bekleidung (Nike ACG) war vor allem das Gewicht. Die Fertignahrung lässt sich durch Mitnahme einer abgespeckten Angelausrüstung aufpeppen, vor allem am entlegenen Tompuda stand Fisch bei uns fast an der Tagesordnung.

Folgende Flüsse wurden von uns befahren bzw. teilweise erkundet.

Nordbaikal

Tompuda
5-Tages-Hike oder Helikopter zurm Erreichen des Einstiegs nötig: Der Fluß liegt am Ostufer des Baikal ca. 50 km südlich von Chakussi und ist ca. 150 Kilometer lang.
Am Ende des Plateaus nahe des Ursprungs ca. 5-7 Kilometer Schlucht mit klammigen Abschnitten, bei Hochwasser links umtragen, je nach Wasserstand WW V-VI. Es folgt offenes Wildwasser, welches mit der Annäherung an den Baikalsee immer flacher wird (WW IV-I)

Topa:
Nebenbach des Tompuda (mündet von links), hochtragen orografisch rechts, ca. 5 Kilometer und 500 Höhenmeter, Bootstransport extrem anstrengend. Steiler Sturzbach, unterbrochen durch kurze Klammen, immer umtragbar, WW IV-VI. Bei Mittelwasser lohnt sich evt. eine Erkundung der oberen Klammen, am Ende derer Abbrüche wir einsetzten.

Sogdonjaja:
Nebenbach des Tompuda (mündet von links), hochtragen orografisch rechts, ca. 5 Kilometer und 300 Höhenmeter, weit ökonomischerer Weg als am Topa. Einstieg am Anfang des Steilstücks, kontinuierliches Plaisir-Wildwasser im vierten und dritten Grad.

Ostsajan Gebirge

Kitoi:
Autoshuttle von Irkutsk zum Einstieg 7h: Ca. 240 Kilometer lang, nach ca. 60 Kilometern zwei Kilometer lange Klamm, je nach Wasserstand Stellen zwischen V und X, bis auf eine Stelle IV+ kann alles umtragen werden. Nach weiteren 40 Kilometern ist der Motkin Cheeks Canyon erreicht. Eingang nur bei Niedrigwasser evt. fahrbar, ansonsten links bei kleinem Nebenbach raus und umtragen. Schweres Wuchtwasser in teils klammigen Abschnitten auf den nächsten sechs Kilometern (bis WW V), dann erheblich leichter bis zum Ausgang der Schlucht, auf der Reststrecke bis Razdol'je nur noch gelegentlich leichtes Wildwasser.

Ekhe Gol:
Nebenbach des Kitoi (mündet von links, etwa einen Kilometer nach Beginn des MCC). Wasserfall 800 Meter oberhalb der Mündung. Erkundung der oberen Strecken evt. lohnend.

Urik
Autoshuttle von Irkutsk zum Einstieg 8h: Ca. 150 Kilometer, fließt nördlich parallel zum Kitoy. Einstieg nur bei gesichertem Wasserstand im linken Hauptbach, zu erkennen auf den TPC-Karten. Anfangs schmal, bis zu einer Klamm auf einer Länge von etwa zehn Kilometern ansteigende Schwierigkeiten bis WW IV-V. Klamm links besichtigen, Engstelle in der Mitte für Kajaks bei wenig Wasser fahrbar. Danach offen und leicht, Baumhindernisse. Es folgen zwei Kilometer herrliches Wildwasser (WW IV-V), dann keine nennenswerten Schwierigkeiten bis zu einem 8-Meter-Wasserfall. Bis zum Verlassen des Sayangebirges kaum weitere Schwierigkeiten bis auf eine kurze Niederklammstrecke, bis WW III.

Diese Angaben sind nach bestem Gewissen und Wissen erstellt, es kann natürlich keine Haftung übernommen werden.

Organisation

In Severobaikalsk am einfachsten über Rashit Yahin (Tel.: 0073013921560, Email: rashit.yahin@usa.net, www.gobaikal.com). Hubschrauber vom 10 km entfernten Flughafen in Nizhneangarsk ins Quellgebiet nicht nur des Tompuda (2004 ca. 1000,- Euro pro Flugstunde, was vor dem Abflug bar in Rubel bezahlt werden muss, auch der Rückflug der Crew wird mitgezahlt). Fischerboot für Rücktransport je nach Entfernung.

Organisation in Irkutsk am einfachsten über Andrej Sagusin and Tamara Diatlova (Tel.: 0073952333491, baikaltrekking@yahoo.com, www.baikaltrekking.com). Ebenfalls Hubschraubershuttle möglich (z.B. Sneznaya, Khara-Murin), für diverse lohnende Flüsse im Sayangebirge Autoshuttle unproblematisch (Kitoi, Urik).

Hinweis:

Allen, die einfach nur ein wenig auf dem Baikal paddeln wollen, sei zum einen gesagt: Der Baikalsee ist kein ungefährliches Paddelgewässer, auch wenn dies vom Ufer oftmals so erscheint. Zum anderen ist es schwierig bis unmöglich, Kajaks vor Ort auszuleihen. Nach unserer Kenntnis besteht diese Möglichkeit bisher nur bei Rashit Yahin in Sewerobaikalsk sowie bei Henk Birnbaum in Bolschoi Goloustnoje.

Weitere Tipps findet ihr im Bereich Tipps unter: Paddelausrüstung am Baikalsee.

 

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Artikel geändert:
27 Feb 2006

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